Tourenwoche 1 Trift |
Die hoffnungsvollen Teilnehmer am Nachmittag |
Der Gipfel des Maasplanggstocks |
Dammastock |
Im Aufstieg zum Gwächtenhorn |
Rechts Steinhüshorn und Chilchlistock |
Tourenwoche 1 Trift vom 16.-23. April
Samstag, 16. April: Grimsel
Der Wetterbericht für die nächsten Tage war nicht
gerade berauschend. Nichts desto trotz besammelten sich sieben Zofinger-SAC’ler
um 07.15 Uhr auf dem Forstacker und fuhren Richtung Berner Oberland. Wie freuten
wir uns noch ob den föhnigen Aufhellung über dem
Brünig. Je näher wir jedoch unserem Ziel kamen, desto stärker fiel der Regen.
Am Grimselpass, bei der Handeck, konnten wir im Schutz
der Seilbahnstation unsere Autos entladen, und dort trafen wir auch unseren
Bergführer Beat. Die Seilbahn beförderte uns über die Regengrenze. Der Schnee
fiel aber auch oben sehr nass. Bei richtigem „Hudelwetter“ folgten wir der
Grimselpassstrasse. Dank einem Strassentunnel konnten wir wenigsten im Trockenen
schnell etwas essen und trinken. Das Hotel Grimselblick auf der Passhöhe erreichten
wir völlig durchnässt. Wir waren die einzigen Gäste (d.h. später liessen sich noch zwei Tourenfahrer
plus ihr Bergführer von Oberwald mit dem Rattrak
hochfahren!) und hatten so genügend Platz, unsere Sachen am Ofen zu trocknen.
Am Abend gab es Aufhellungen und wir genossen eine schöne Aussicht auf unser
verpasstes Tourenziel, das Sidelhorn, sowie die Spitzen der Lauteraarhörner,
das Schreckhorn sowie ein Spitzchen des Finsteraarhornes.
Yvonne Ruesch
Sonntag,
17. April
So
wie der erste Tag unserer Tourenwoche zu Ende ging, so startete unser zweite Tag; mit viel Nebel und Schneefall. Dank GPS starteten
wir um 08.00 Uhr Richtung Nägelisgrätli unserem Tagesziel der Trifthütte (2520
müM) entgegen. Unseren Wunsch den Galenstock zu besteigen mussten wir leider
begraben, denn was es heisst 60-80 cm Neuschnee zu spuren, wissen wir ja.
Der Schneefall liess dann allmählich nach und die Sonne drückte durch den
Nebel, es wurde fast unangenehm warm. Das Spuren wurde demzufolge auch nicht
leichter. Auf der Triftlimmi angekommen, freuten wir uns auf eine schöne Abfahrt;
aber das Wetter verschlechterte sich erneut sodass Beat entschied das Seil
zu Hilfe zu nehmen – ein weiser Entschluss. Schon nach ca. 500 m Fahrt verschwand
Beat von meiner Bildfläche in eine Spalte. Ich musste ihn ganz ordentlich
halten, damit er nicht noch weiter abrutschte. Mit vereinten Kräften gelang
es uns, ihn wieder auf die richtige Spur zu heben. Vorsichtig setzten wir
unsere Fahr fort. Nach ca. 2 ½ Stunden montierten wir unsere Felle noch einmal
damit wir den restlichen Weg zur Hütte aufsteigen konnten. Um 17.00 Uhr hatten
wir dann unser Ziel erreicht und freuten uns auf ein gutes Nachtessen.
Ich
danke Beat und den anderen Teilnehmern für diese unvergessliche Tourenwoche.
Walter
Bertschi
Montag, 18. April: Nachmittagstour zum Maasplanggjoch
(3350 m)
Der Montagmorgen beginnt, etwas später als geplant,
erst einmal mit Schneeschaufeln auf dem Weg zum WC. Wir nehmen ein ausgiebiges
Z’morge, in das gleich noch das Z’nüni integriert wird. Draussen ist ausser
Nebel und Schneefall nichts zu sehen, und wir kommen zunächst zu einer GPS-Instruktion
durch Beat. Gegen Mittag lockert der Nebel langsam auf und wir sehen zum ersten
Mal, wie unser Tourengebiet eigentlich aussieht. Nach der Mittagssuppe drückt
die Sonne durch. Plötzlich ist nur noch blauer Himmel zu sehen.
So starten wir, als die Sonne bereits im Zenit steht,
von der Trifthütte (2520 m) mit der Abfahrt in den Undre Triftchessel zu unserer
„Nachmittagstour“. Bei strahlendem Sonnenschein steigen wir über den Triftgletscher
auf Route 220 in grossem Bogen zum Maasplanggjoch auf. Schliesslich - es ist
bereits viertel vor vier - stehen wir auf dem
höchsten Punkt (3350 m) und geniessen den Blick aufs ganze Triftgebiet,
die Jungfrauregion im Westen sowie das Göschenertal und die Sustengruppe im
Osten. Inzwischen ist das Wolkenmeer von Norden gegen die Berge vorgerückt
und bis auf 2800 m hochgestiegen. Bevor die Sicht noch schlechter wird, nehmen
wir rasch die Abfahrt unter die Skier. Bei teils pulvrigem, teils aufgeweichtem
Neuschnee sind wir rasch wieder im Triftchessel. Noch 100 Höhenmeter Gegenaufstieg
und die Trifthütte hat uns nach 4,5-stündiger Tour
wieder. Vor dem Z’nacht nehmen einige Wagemutige noch ein Bad im Schnee. Bei
einem feinen Braten schliessen wir diesen, trotz spätem Start, gelungenen
Tourentag ab.
Mittwoch, 20. April: Hüttentag
Die schon seit längerem gemeldeten ergiebigen Schneefälle
sind eingetroffen. Nichts geht heute. Nicht einmal Beat der Unentwegte schlägt
vor, den Schutz der Hütte zu verlassen. Draussen schneit und hudelt es den
ganzen Tag, Sicht keine 10 m. Den Wechsel in die Windegg-Hütte können wir
vergessen. Daniela, unsere Hüttenwartin, erhält zwar verschiedene Telefone,
aber leider alles Abmeldungen. Was sie an diesem
Tag ohne uns sonnige Gemüter gemacht hätte..., wir wissen es nicht! Das grösste
Abenteuer ist es, auf das WC zu gehen. Der Gang nach draussen erfordert eine
längere Planung. Zunächst ist ein ausgiebiges Kartenstudium von Nöten. Wehe
dem, der es nicht schafft, sich die Distanz von der südlichen Ecke der Trifthütte
bis zum WC zu merken: er fällt unweigerlich auf den Triftgletscher! Wenn man
die Karte endlich intus und genug Mut gefasst hat und der Drang ein noch längeres
Hinauszögern der Expedition nicht zulässt, dann bleibt einem nichts anderes
übrig, als sich in die ganze Skitourenausrüstung zu stürzen – inklusive Skitschuhe
und Sturmbrille – und dann ab durch die Mitte! Wenn jemand länger als fünf
Minuten nicht in die Hütte zurückkehrt, werden die Zurückgebliebenen unruhig
und sehen sich vor ihren inneren Augen bereits eine Suchaktion organisieren!
Glücklicherweise haben aber alle Tourenteilnehmer den Härte- und Geschicklichkeitstest
bestanden, und jeder hatte so seine Art, seine Dankbarkeit über die glückliche
Rückkehr in die Hütte und sein wiedergefundenes Wohlbefinden zu zeigen: Michael
z.B. ergriff ein Beil, und begann für Daniela Kleinholz zu hacken; Günter
entpuppte sich als echter Sisyphus und versuchte, zumindest den Hütteneingang
vom Schnee freizuhalten, und nicht einmal mehrere auf ihn niederprasselnde
Dachlawinen, die im Aufenthaltsraum bezüglich Grösse jeweils mit Kennerblick
kommentiert wurden, vermochten ihn von seinem Unterfangen abzuhalten. Andere
opferten sich und bestellten bei Daniela Kuchen und Kaffee, damit sie den
Ofen so richtig einheizen musste, was zur Folge hatte, dass die Temperatur
im Aufenthaltsraum um mindestens 2° C stieg und dann sicher bei guten 12 °C
lag! Trotz dieser kleinen Inkonvenienzen erlebten wir einen kurzweiligen Hüttentag
mit guten Gesprächen, Lesen und Nichtstun, und das erst noch in der Gewissheit,
dass es morgen von Süden her aufhellen und einer tollen Skitour auf den Dammastock
nichts im Wege stehen würde.
Donnerstag,
21. April, Gipfelhüpfen
Der erste Blick aus dem Fenster ließ keine Euphorie aufkommen. Dichter Nebel und leichter Schneefall prägten das Bild der letzten Tage. Nach einem unfreiwilligen Ruhetag sehnten sich aber (fast) alle nach etwas Bewegung, und der Wetterbericht versprach Aufhellungen gegen Mittag. Um 7.10 Uhr verließen wir die Trifthütte. Die kurze Abfahrt bis zur Ebene ließ erahnen, was auf uns zukommen sollte, hatte es doch annähernd einen Meter Neuschnee hingelegt. Mit GPS-Unterstützung überquerten wir den unteren und oberen Triftchessel, bevor wir in östlicher Richtung gegen die obere Triftlimi abzweigten. Allmählich lichtete sich der Nebel, Konturen des Gletschers zeichneten sich ab, eine mystische Stimmung, die ihr Gesicht laufend veränderte und durch die unterschiedlichen Lichteinfälle etwas Traumhaftes an sich hatte. Nach dem Überqueren der oberen Triftlimi gönnten wir uns die verdiente Mittagsrast in der Sonne, bevor wir zum „Gipfelhüpfen“ ansetzten. Der Erste war der „Wysse Nollen“ 3398 m. Den Eggfirn überquerend folgten der Eggstock 3536 m, der Schneestock 3608 m, und zuletzt unser Tagesziel, der Dammastock 3630 m, wo wir bei herrlichem Wetter eine super Rundsicht bewundern konnten. Im Rückweg folgten wir unserer Aufstiegsspur und überquerten den Eggfirn hauptsächlich in der horizontalen. Schon vor der oberen Triftlimi wurden wir vom Nebel buchstäblich aufgesogen. Die Abstände mussten kurz gehalten werden, damit man die schemenhaft erkennbaren Umrisse der Vordermannes oder Frau nicht aus den Augen verlor. Die durch die Windverfrachtung entstandenen Wellen, welche Quer zur Fahrtrichtung verliefen, hatten durch die schlechte Sicht mit diffusem Licht erst recht ihre Tücken. Um es kurz zu machen, die Abfahrt konnte nicht unter dem Begriff „Genuss“ eingestuft werden. Doch alle sind heil unten angekommen. Für den Hüttenaufstieg wurden die Felle ein letztes Mal montiert und schon ging das Rennen los. Herzlichen Dank an Beat, Walter und Günter für die kraftzehrende Spurarbeit.
Hans Felber
Freitag,
22. April
Um
7 Uhr fahren wir über garstigen Bruchharst auf den Gletscher hinunter. Der
Aufstieg geht dann über den gewaltigen Triftgletscher Richtung Steihüshorn.
Auf 2900m gibt es eine schöne Pause in der Sonne. Um 10 Uhr ist Weitermarsch
angesagt, zum Glück auf besserem Schnee und um 11:30 erreichen wir den Gipfel.
Nördlich vom Chilchlistock führt uns Beat über feinsten Pulverschnee und wir
schwingen mit viel Freude die Hänge hinunter bis auf 2620m. Hier beginnt der
Aufstieg aufs Gwächtenhorn, vorbei an gewaltigen Abbrüchen aus blau schimmerndem
Eis. Auch vom Gwächtenhorn fahren wir auf Pulverschnee, da macht uns das Fellen über den flachen Gletscher zur Hütte hinauf nichts
mehr aus. Das war eine erfolgreiche Tour.
Ursula
Samstag, 23. April: Tieralplistock, 3382m
Tagwache 05 Uhr. Noch vor dem Frühstück mussten zunächst
unzählige Wolldecken gefaltet werden. Auch die Franzosen waren früh dran –
typisch für diese Landsleute, wie Beat mehrfach betonte. Es galt Abschied
zu nehmen von unserer charmanten Hüttenwartin Daniela. Wir hatten uns die
vergangenen 6 Nächte bei ihr sehr wohl gefühlt – nicht nur, aber auch wegen
ihrem sehr abwechslungsreichen und guten Essen. Kurz nach 6 Uhr stachen wir
in den ersten Hang, welcher bereits seine Tücken hatte, da er völlig konturlos
war: Fuhr man oder stand man bereits? Eklige 100 Höhenmeter. Erstmals musste
Beat nicht spuren: wir merkten es am rassigen Tempo! Wieder ziemlich flach
ging es Richtung Untere Triftlimi. Gegen das Mittelland war der Himmel bereits
schwarz. Wie lange hielt wohl der Föhn? Ein letzter, schön geschwungener Bogen,
und wir standen um 09.30 Uhr auf dem Gipfel des Tieralplistockes. Nochmals
genossen wir die herrliche Aussicht bis in die Walliser Alpen. Anfangs waren
wir noch positiv überrascht: zwei Abfahrtshänge waren noch pulvrig. Nachher
folgten aber Brucharst-Hänge vom Übelsten. Das Motto lautete: “Höhenmeter
vernichten“ und ohne Unfall runterkommen. Der hintere Teil des Gelmerstausees
war noch gefroren und liess sich überqueren. Am Ufer türmten sich die Eisplatten
und bildeten Hindernisse. Auf dem Wanderweg hoch über dem See wurden wir noch
kurz geduscht. Nachher führte unser Weg über die Stauseemauer – schwindelfrei
zu sein war vorteilhaft, da der schneefreie Teil des Weges ohne Geländer war....!
Nochmals über Stock und Stein und auf dem schmalen Wanderweg hinunter zur
Passstrasse. Endlich, nach vier Stunden, gelangten wir um 14 Uhr zu unseren
Autos. Dort erreichte Ursula leider die Nachricht vom plötzlichen Tod ihrer
Mutter an diesem Morgen. Unter dem Eindruck dieser traurigen Nachricht verabschiedeten
wir uns voneinander. Es bleibt zu danken für die gute Führung durch Beat,
die Organisation durch die leider abwesenden Fritz und Ursula und die schöne
Kameradschaft aller Beteiligten.
Yvonne Ruesch
Bilder
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