Tourenwoche 1, Wallis

 

Samstag, 30. Juli

Nach 8 Uhr versammelten sich die Teilnehmer mit Ausnahme von Ursula und Günther, die später nachreisen, auf dem Bahnhof Zofingen. Mit dem superschnellen Zug gings ohne Halt nach Bern und dann weiter nach Goppenstein um die letzte Reiseetappe mit dem Postauto nach Saas Almagell in Angriff zu nehmen. Nach einem stärkenden Mittagessen machten wir uns auf den Weg zur Almagellerhütte, die gemäss Beschilderung noch 3 ½ Std. entfernt sein soll. In einer kürzeren Zeit schafften wir den Anmarsch und stellten fest, dass die Hütte auf den letzten Platz belegt ist und es eng wird. Vor allem das Essen in zwei Sitzungen war nicht sonderlich gemütlich. Den Teilnehmern der ersten Sitzung blieb nach dem Essen nur der Schlafraum oder der Aufenthalt draussen bei doch mässigen Temperaturen. Auch die lediglich zwei WC-Kabinen für Männer (in einer 120-plätzigen Hütte!) verlangten eine vorausschauende Planung. Auch über die zwei festgelegten Morgenessen-Zeiten 0400 Uhr oder 0700 Uhr wurden nicht alle glücklich.

 

Sonntag, 31. Juli

Wir liessen uns fürs erste Frühstück wecken. Da wir jedoch feststellten, dass das Wetter nicht sonderlich gut war, beeilten wir uns nicht und machten uns erst gegen 0530 Uhr auf den Weg zum Portjengrat. Dunkelheit und Nebel erschwerten die Suche nach dem Weg zum Einstieg. Nach 1 ½ Stunden balancieren wir auf dem vergletscherten und vereisten Gelände zum Einstieg, dem Port auf 3'295 m Höhe. Trotz nicht unbedingt Topwetter, von der südlichen Seite wurden wir immer wieder mit Nebelfetzen eingehüllt, war es eine schöne, nicht sonderlich schwierige Kletterei. Ein paar heiklere Stellen meisterten wir bravourös. Schade nur, dass sich die Nebelfetzen hartnäckig hielten und kaum einmal den Blick zur Sonne freigaben. Nach 5 Stunden erreichen wir den Gipfel auf immerhin 3'600 m Höhe. Nach einem Imbisshalt gings an den Abstieg, der ein paar Abseilstellen, heiklere Kletterstellen und vor allem viel loses Gestein für uns bereit hielt. Um 1600 Uhr erreichten wir schliesslich die Hütte wieder.

 

Mo, 1. August, Lagograt

 Bei sternenklarem Himmel starten wir am Montagmorgen bereits um 4.45 von der Almagellerhütte Richtung Sonnigpass (3147 m). Im Schein der Stirnlampen geht’s zunächst über scheinbar endlose Block- und Schuttfelder. Schliesslich erreichen wir den Rotblattgletscher, an dessen Ende ein Materialdepot eingerichtet wird. Dabei werden wir argwöhnisch vom hier zahlreichen Steinwild beobachtet. Es folgen 400 Höhenmeter Abstieg über den Klettersteig auf der italienischen Seite des Passes. Der Steig ist vom letzten Winter arg mitgenommen (abgebrochene Sicherungen) und Bedarf einiger Vorsicht. Nach rund 4 ½ Stunden erreichen wir schliesslich den Einstieg zum Lagograt. Inzwischen sind von Südosten Wolken aufgezogen und mehrheitlich sind wir von Nebelschwaden umgeben. Die Kletterei (III - IV) führt abwechselnd links und rechts vom Grat über griffigen Fels rasch aufwärts, bis uns eine Abseilstelle mit anschliessendem Quergang etwas aufhält. Bis wir zum Fuss des letzten Grataufschwunges gelangen ist es bereits 13 Uhr und der Nebel wirkt auch nicht gerade motivierend. So sparen wir uns die letzten Seillängen und queren über ein Band zum Grat welcher vom Sonnigpass zum Mittelrück führt. Rasch sind wir über diesen Blockgrat wieder zurück bei unserem Depot. Beim Rückweg zur Hütte können wir noch kurz dem Nebel entfliehen und legen eine wohlverdiente Pause beim Seeli (P 2922 m) unter dem Mittelrück ein. Nach 10 ¾ Stunden Tour ist schliesslich die Hütte wieder erreicht.

Günter

 

Dienstag, 2. August, Almagellerhütte -Weissmieshütte

 Wieder heisst es Morgenessen um 04:00; wir wollen das Weissmies (4023 m) überschreiten und so zur Weissmieshütte gelangen. Genau gemäss Wetterprognose beginnt es allerdings 5 Minuten vor unserem Abmarsch doch noch zu regnen. Später wird der Regen noch von Gewittern und diversen Nebelwolken abgelöst. Als der Regen etwas nachlässt, ist es bereits nach acht Uhr und wir steigen ab Richtung Allmagelleralp und gelangen von dort über den Höhenweg zur Seilbahnstation Kreuzboden (2400 m), wo wir nach 3 Stunden - völlig durchnässt - einen Zwischenhalt einlegen. Trotz 3-stündigen Wartens lässt der Regen allerdings nicht nach, sondern wird nur immer stärker. Schliesslich kämpfen wir uns, anfangs begleitet von Gewittern, noch das letzte Stück zur Weissmieshütte (2726 m) hoch. Später geniessen wir in der fast leeren Hütte ein feines Z’Nacht; immerhin ein Lichtblick! Petrus meint es weniger gut mit uns, und so geht abends der Regen, begleitet von weiteren Gewittern, in Schneefall über.

Günter

 

Mittwoch, 3. August

Nachdem wir in den frühen Morgenstunden feststellen mussten, dass wir bereits auf Hüttenhöhe (2'720 m) mit 10 cm Neuschnee bedacht worden waren, verzogen wir uns wieder in die Decken und schliefen noch eine Runde. Um 7 Uhr schliesslich standen wir ein zweites mal auf und machten uns ans Frühstück. Danach marschierten wir los Richtung Weissmies, ohne viel Hoffnung, dass wir auch den Gipfel erreichen würden. Auf dem Hohsaas betrug die Schneedecke bereits 20 cm und der Nebel hüllte uns ein. Wenig hoffnungsvoll stiegen wir weiter auf zum Gletscherplateau auf 3'200 m. Kolonnenweise kommen uns früher gestartete Seilschaften wieder entgegen, die allesamt wieder umgekehrt waren. Nachdem wir auch noch hören wie zwei Lawinen am Nordhang runterdonnern, fällt die Entscheidung nicht weiter zu gehen leicht. Dafür üben wir uns nun auf dem Gletscherplateau im Spaltenretten. Martin wird kurzerhand in eine Spalte „versenkt“ und mit den verschiedenen Verankerungspunkten und Techniken wie dem „Österreicher“ oder dem doppelten Flaschenzug holen wir unseren Kollegen wieder ans Tageslicht. Nach dem Mittagsimbiss kehren wir wieder in die Hütte zurück. Bei Kaffee, Kuchen und Kerzen feiern wir Larrys 40. Geburtstag. Happy Birthday Larry!

 

Donnerstag, 4. August, Nadelhorn 4327 m

Nach schlechtem Wetter muss es ja auch wieder einmal besser werden! So jedenfalls versprachen es uns die Wetterfrösche für den heutigen Tag. Als wir um 03.45 Uhr geweckt wurden, war es sternenklar, aber bitter kalt. Beat meinte wir müssten uns nicht allzu sehr beeilen, denn es sei genügend Zeit um über die normale Route auf's Nadelhorn aufzusteigen. Nach dem Schneefall der letzten Tage mussten wir die Tour über die Lenzspitze, wie es eigentlich geplant war, vergessen. Nach dem gemütlichen Start über die normale Route, die viele andere Personen auch gingen, wurde es leider, je höher wir stiegen wie unangenehmer. Nach einem wunderschönen Sonnenaufgang kam zusehends sehr starker und kalter Wind auf. Dieser zwang uns zu grösster Aufmerksamkeit. Nach 4 Stunden Aufstieg standen wir um 9 Uhr auf dem Gipfel. Das Wetter zwang uns leider zum sofortigen Abstieg. Gerne wären hätten wir auch das Stecknadelhorn oder das Ulrichshorn bestiegen – an unserer Kondition sollte es nicht liegen – aber der Wind war halt einfach stärker als wir. So trafen wir kurz nach Mittag wieder in der Hütte ein und konnten da die Sonne bis zum späten Abend geniessen. Ich danke Beat und all meinen Bergkameraden für die tolle Woche.

Walter Bertschi

 

Freitag, 5. August

Leider konnten wir den ENE-Grat zur Lenzspitze nicht in Angriff nehmen. Es hatte zuviel Neuschnee. Geplant war dann die Ueberschreitung zum Nadelhorn. So machten wir uns am Freitagmorgen früh auf den Weg direkt zum Nadelhorn. Wir wurden dafür mit dem wunderbaren Licht am Morgen belohnt. Die Sicht war sehr klar und das Morgenrot eindrücklich. Bald sahen wir  aber schon wie stark der Wind über den Grat fegte, eine weisse Fahne kündete Unangenehmes an. Wir zogen die Kapuzen fest und stiegen tapfer zum Gipfel! An Gipfelrast war nicht zu denken, grrrr. Dafür tranken wir dann bei der Hütte das verdiente Bier. Wir danken Beat von Herzen, dass er uns immer sicher und kompetent  geführt hat.

Ursula

 

Fotos: Ursula Liebhard, Albert Jauch, Walter Bertschi

(Lagograt, Nadelhorn2, Portjengrat1 und Portjengrat3)