Tourenwoche 2 Stubaital 21. – 28. Juli 2007

Samstag, 11.Juli 2007 Regensburgerhütte 2286m

Mit der Ausschreibung der TW2 kamen sicherlich bei einigen Zofinger-SACler Erinnerungen hoch an eine früherer Winter TW im Stubai Gebiet. Ein Griff in die Kartenschublade brachte die Alpenvereinskarte zum Vorschein. 1986 waren wir dort, wie sehen wohl die Gletscher heute aus? Auf der Hinreise liessen wir rasch das Wettertief hinter uns und nach dem Arlberg war eitel Sonnenschein. Nachdem sich alle 17 Teilnehmer inkl. unser Bergführer Bruno in Falbeson bei einem Riesenschnitzel mit Pommes gestärkt hatten und einige besonders schwere Rucksäcke auf die Materialbahn verladen waren, ging es bei nachmittäglicher Hitze den steilen Hüttenweg 1000 Höhenmeter aufwärts. Im oberen Teil des Weges kam starker Wind auf, der eine Wetteränderung verkündete.

Heinz Bernhard


Sonntag, 12.Juli 2007 Kreuzspitze 3082m

Nebel verhüllte die Umgebung um die komfortable Hütte, als wir um 07.45 Uhr das Haus verliessen. Kurzfristig wurde das eigentliche Ziel die Kräuel Spitze umdisponiert. Der schwindende Gletscher und der „Geschirrladen“ machte den Entscheid leicht. Der äusserst gut markierte Weg führte rasch in die Höhe, bald kamen Bänder mit Fixseilen, im Nebel hörte man blökende Schafe, die offensichtlich alle Blumenpracht bereits weggefressen hatten. Ein wenig zeigte sich nochmals die Sonne, um sich dann für den Tag zu verabschieden. Kurz vor 11 Uhr wurde das Gipfelkreuz erreicht. Bruno verzichtete darauf uns die Bergwelt zu erklären, zu dicht war der Nebel. Nun stieg unser Führer über die Ostrippe abwärts, vorerst über Fels, später durch rutschiges Gras. Leichter Nieselregen hatte eingesetzt. Um 14 Uhr waren wir zurück in der Hütte zu wohlverdienten Bier und einer Siesta. Die Einlauftour war geglückt, Oberschenkel Muskelkater am nächsten Tag waren Tribut für das stotzige Gelände.

Heinz Bernhard.



Montag 16. Juli 2007, Ruderhofspitze 3473 m

Wenn wir gewusst hätten, was uns auf dieser Tour erwartet, wären wir vielleicht nicht so anstandslos aufgestanden. Dabei fing alles so harmlos an. Von der Regensburgerhütte ging es nach einem vorgezogenen Frühstück (in den Ostalpen gibt’s sonst erst um halb sieben z’Morge!) durch eine kleine Hochebene mit einem mäandrierenden Bächlein. Schon bald war es aber mit der Lieblichkeit vorbei. Ende des Tals erwartete uns die erste Geröllwüste. Über einen ruppigen, steilen, teils mit Stahlseilen abgesicherten Weg stiegen auf den Übergang „Grawagrubennieder“. Bruno führte uns in geschickter Routenwahl auf den Gletscher. Von da sahen wir das steile Schneecouloir, das uns auf den Gipfelgrat führen soll. Tja, von weitem sah das fast überhängend aus. Wie soll das mit 17 Personen gehen, fragte ich mich? Je näher wir kamen, desto „flacher“ sah es aus. Auf jeden Fall hatten wir das schnell überwunden und gelangten über einen Blockgrat zum Gipfel. Leider war es ziemlich frisch und der Weg noch lange, so dass wir bald wieder aufbrachen. Was uns in der ersten Stunde des Abstiegs erwartete, war nicht für alle Nerven gut. Wir mussten einen extrem steinschlägigen Bereich passieren. Das erforderte von allen der grossen Gruppe grösste Vorsicht und Konzentration. Die letzten Meter vor dem Gletscher sicherte Bruno mit einem fixen Seil, so dass über den aperen Firnhang zügig abgestiegen werden konnte. Danach ging’s einfach über den Gletscher und wieder durch das schöne Hochtal zurück zur Hütte. Nach gut 9 Stunden waren wir zurück.

Brigitte Holderegger


Dienstag – Hüttenwechsel

Dienstagmorgen, 7 Uhr, Regensburger Hütte. Wir starren in ein milchiges Grau, Sichtweite keine fünfzig Meter. Psychologisch ist diese Situation gar nicht so schlecht, denn heute ist der Hüttenwechsel zur Sulzenauer Hütte vorgesehen, inklusive einem Abstieg ins Tal. Und wie ich so höre, bin ich nicht der einzige, der vom Abstieg von der Sonntagstour noch immer einen gewaltigen Muskelkater in den Oberschenkeln verspürt.

Beim Abstieg fängt es prompt an zu regnen, aber unten beim Cafe und beim Parkplatz bleibt es doch soweit trocken, dass wir unsere klatschnassen Windjacken wenigstens etwas antrocknen können. Nach einer kurzen Autofahrt in Richtung Talstation des Stubaier Gletscherskigebiets sind wir bald wieder auf dem Aufstieg zur Sulzenau Hütte, selbstverständlich wieder im strömenden Regen. Die Jausestation auf der Sulzenalm sieht wesentlich vielversprechender aus, als sie es dank einer besonders „freundlichen“ Wirtin letztendlich ist. Okay, essen wir die Jauseplatte halt an einem anderen Ort.

Kaum verlassen wir den „gastlichen“ Ort, fängt es wieder zu regnen an. Von der Sulzenau Hütte ist mittlerweile nichts mehr zu sehen, dafür ist ein näherkommendes Gewitter mehr als deutlich zu hören. Schliesslich, als es wirklich nicht mehr gemütlich ist, schälen sich die Umrisse der Hütte aus dem Nebel. Dass uns statt der gebuchten Zimmer ein Massenschlag erwartet, stört uns dann auch nicht mehr so fest; Hauptsache es ist endlich trocken.

Urs Holderegger


Mittwoch 25. Juli 2007, Wilder Freiger 3418 m, Müllerhütte

Einmal mehr pünktlich, wie abgemacht, standen wir um 06.45 Uhr vor der Sulzenauhütte bereit zum Abmarsch. Alle blickten gespannt in den noch von Regenwolken bedeckten Himmel. Nach dem grauen, verregneten Vortag konnte man sich fast nicht vorstellen, dass die Wetterpropheten mit der Vorhersage für einen schönen sonnigen Tag, richtig lagen. Sie landeten zu unserer Freude jedoch einen Volltreffer. Anfangs wanderten wir gemütlich auf dem Lübeckerweg, entlang und auf den beeindruckenden Moränen Richtung Westen zum Gletscher Fernerstube. Dieser lag noch im Schatten und empfing uns mit einem sehr kalten Wind. Dies bewirkte, dass der kurze Halt zum Anziehen der Gstältli, der Montage der Steigeisen, zum Einklinken am Seil auch gleich dazu benutzt wurde um Handschuhe, Mütze und einen Windstopper anzuziehen. Nach einiger Zeit erreichten wir den von der Sonne beschienen Teil des Gletschers und bei ca. 2800 müM standen wir etwa 100 Meter unterhalb des Klettersteiges, welcher in die Scharte beim Punkt 3264 führt. Der Klettersteig wurde gerade von einer absteigenden Gruppe benutzt. Unser Bergführer Bruno schlug das freundliche Angebot aus, das Seil der Gruppe zur Überwindung der vereisten Schräge bis zur ersten Kletterstange zu benutzen und schlug stattdessen entschlossen mit seinem Eispickel Stufe um Stufe in die recht steile Eisfläche. Dank Brunos Einsatz erreichten wir bequem und wohl aufgewärmt den Grat. Von hier genossen zuerst alle einmal bei prächtigem Sonnenschein die grossartige Aussicht auf den Übeltalferner und die umliegenden Berggipfel. Nach kurzer Rast machten wir uns auf den Weg in die Müllerhütte (3143 müM) und erreichten diese, wie geplant, kurz vor Mittag. Hier wurden wir von der italienischen Flagge, einem flexiblen Wirt, einer kompetenten Köchin und einem feinen Imbiss begrüsst. Nachdem der Durst gelöscht, der Hunger gestillt, die schönen Zimmer bezogen und die Lust auf weitere Taten wieder erwacht waren, machten sich die meisten mit leichtem Rucksack auf den Weg, um den Wilden Freiger zu besteigen. Dazu stiegen wir auf den oberen Teil des Übeltalferners ab, querten diesen und stiegen beim Punkt 3264 in den Klettergrat ein. Die tolle Kletterei bis auf den Gipfel auf 3418 müM begeisterte nun – bei diesem Prachtwetter - wirklich alle. Die auf dem Grat doch recht häufig angebrachten roten Wegmarkierungen (teilweise alle 2 Meter) entlockte manchem SACler ein leises lächeln. Nun nahmen wir den Abstieg Richtung Süden zum Signalgipfel unter die Füsse. Eine Tafel mit der Aufschrift „Achtung Landesgrenze“ erinnerte uns daran, dass wir im Grenzgebiet zwischen Österreich und Italien unterwegs waren; die zerfallenen Überreste der Grundmauer eines Grenzpostens machten klar, dass dies heute kaum mehr jemanden wirklich interessiert. Weiter Richtung Becherhaus stiegen wir ab, erreichten wieder den Gletscher, querten diesen erneut und kehrten total zufrieden zur Müllerhütte zurück. Auch dieser Tag wurde ausgezeichnet geplant und geführt. Vielen Dank an Christian und Bruno.

Otti Huber



Donnerstag, 26.07. Sonklarspitze, Hohes Eis, Schwarzwandspitz

Morgens um sieben Uhr stehen wir voller Tatendrang bereit um die Rundtour über 3 Berge in Angriff zu nehmen. Nur einer hat es vorgezogen, einen Ruhetag auf der Hütte einzuschieben. Bei strahlendem Sonnenschein starten wir zur Tour und unser Blick schweift über das Nebelmeer, das unsere Sicht Richtung Süden auf die Berge der Dolomiten behindert. Diese hatten wir am Vorabend noch bewundern können. Stetig gehts bergauf, zuerst über Gletscher, dann über einen Felsgrat, der weniger loses Geröll aufweist, als wir es an der Ruderhofspitze anfangs Woche erlebt hatten. Anschliessend überschreiten wir nochmals einen Gletscher mit grossem Firnfeld und dann stehen wir auf der Sonklarspitze mit seinem grossem Gipfelkreuz. Ein eindrückliches Panorama bietet sich uns dar, nur nach Süden weiterhin eingeschränkt durchs Nebelmeer. Dieses hebt sich nun sogar langsam an, so dass weitere Gipfel darin versinken. Bei fast windstillen Verhältnissen halten wir Rast und stärken uns für die weiteren Gipfelziele. Als nächstes peilen wir das „Hohe Eis“ an, ein loser Geröllhaufen, welcher nicht im entferntesten mehr an Eis erinnert. Dafür wartet es aber ebenfalls mit guter Aussicht und einem luftigen Südgrat auf. Nachdem sich hier eine Seilschaft mit 2 SAC’lern von uns verabschiedet – sie wollen direkt wieder zur Hütte absteigen – nehmen wir Übrigen diesen Grat Richtung Schwarzwandspitz in Angriff. Er verläuft anfänglich fast horizontal, ist aber sehr schmal, ausgesetzt und weist auf beiden Seiten eindrückliche Abstürze auf, so dass wir sehr vorsichtig und langsam klettern. Am Gratende setzen wir unsere Tour wieder im Schnee und Eis fort. Bruno, unser Bergführer, muss nun Stufen hacken um mit uns zum Einstieg beim Nordwestgrat des Schwarzwandspitzes zu gelangen. Leider hat der ansteigende Nebel in der Zwischenzeit auch unseren Gipfel eingehüllt, zudem besteht der Grat aus viel losem Geröll. Wir wollen Bruno die weitere Stufenhackerei ersparen und entscheiden uns aufgrund der schlechten Bedingungen zur Rückkehr zur Hütte. Auf dem Rückweg halten wir nochmals ausgiebig Rast und sind kurz nach Mittag wieder zurück bei den anderen Kollegen in der Müller-Hütte.

Peter Jakob


Freitag, 27. Juli. Müllerhütte – Wilder Pfaff (3456m) – Zuckerhütl (3507m) – Dresdner Hütte

Tagwache und Frühstück wie bereits am Donnerstag um 6.00 bzw. 6.30. Der Hüttenwirt entschuldigt sich für das etwas bescheidenere Mahl mit der Bemerkung, es gehe ihm halt langsam das eine oder andere aus. Übers Wochenende gebe es dann halt nur noch Wasser und Brot. Nun, er übertreibt wohl etwas, denn wir marschieren kurz nach 7 wohlgenährt von dannen. Es ist schön und windstill bei bereits hoher Temperatur. Wie gestern steigen wir zum Gletscher ab und diesen hinauf Richtung Südostgrat des Wilden Pfaff. Noch vor wenigen Jahren konnte man hier wohl fast ebenaus queren. Nun liegt ein tiefes, teilweise mit einem Randsee gefülltes Loch vor. Ein Italienerpaar zieht gleichzeitig mit uns aus und schmunzelt wohl etwas über unsere Ausrüstung. Später sehen wir sie „angeseilt“ an einem dünnen Reepschnürchen aufsteigen. Beim Einstieg in den Grat seilen wir an. Gegenüber den in dieser Woche auch schon angetroffenen Schutthaufen anderer Berge ist das schon fast eine schöne Kletterei. Um 8.45 stehen wir auf dem ersten Gipfel des Tages. Die Rundsicht ist prächtig. Wir erkennen allerdings nur wenige Berge, die Gegend ist nicht vertraut. Nun ist es auch Zeit für ein Foto der ganzen Tourenwochenbesatzung. Der Abstieg zum Joch erfolgt über loses Geröll und etwas Schnee.

Noch etwa die Hälfte der Bergkameraden steigt dann mit auf den höchsten Punkt der diesjährigen Tourenwoche, das Zuckerhütl. Der Rest bleibt im Einstieg in der Sonne liegen und wartet auf unsere Rückkehr. Nach einer für einmal ausgiebigen Mittagsrast ziehen wir über den Sulzenauferner weiter zum Pfaffenjoch. Der eigentlich vorgesehene Übergang ist nicht mehr machbar, zu sehr sind die Gletscher zurückgegangen. Ausserdem droht Steinschlag. Hier beginnt ein mit erheblichem Aufwand erstellter (Höhen-)Verbindungsweg zum Stubaier Gletscherzirkus und der Schaufeljochbahn. Ohne Steinmannli wäre er im groben Geröll kaum zu erkennen. Die Alternativen wagen wir uns gar nicht vorzustellen: auf und ab wie eine Achterbahn mit den entsprechenden Höhenmetern. Im Aufstieg zum Schaufeljoch sehen wir, was für Spuren der Skibetrieb hinterlässt. Nun, besser konzentriert in einem Gebiet statt überall ein bisschen... Schlussendlich hat das aber auch für uns eine positive Seite: wir fahren bequem mit der Bahn hinunter zum Tagesziel, der Dresdnerhütte.

Hansruedi Marti