Wie ein Anfänger den Eiskurs erlebte (12./13. Juni)
Mit
gemischten Gefühlen hatte ich mich für diesen Eiskurs angemeldet, denn ich war
erst nach meiner Pensionierung dem SAC beigetreten und hatte noch nie
Steigeisen oder ein “Gstältli“ getragen. Nach der Fahrt über die Furka und
einer Theoriestunde, die wegen des einsetzenden Regens im Restaurant stattfand,
machten wir uns für die praktische Arbeit bereit. Mit freundlicher Hilfe von
allen Seiten gelang es mir, den Gurt richtig festzuziehen und die Steigeisen zu
montieren und dann ging's aufs Eis.
Die
ersten Schritte sind kaum zu beschreiben. Auf dem Gletscher sicher zu gehen,
wie auf einer festen Strasse war für mich überwältigend. Als der Parcours
steiler und steiler wurde und ich, mit den Spitzen festgehackt, auf und ab und
hin und her gehen konnte, wie eine Fliege an der Wand, packte mich richtige
Begeisterung.
Ähnlich
euphorisch erlebte ich das Gehen am Seil. Wir hatten uns in drei Seilschaften
aufgeteilt und nachdem es auch mir gelungen war den Knoten richtig zu machen,
zogen wir los. Die Wolken hatten sich gelichtet und gaben den Blick über die
Weite des Gletschers auf die umliegenden Berge frei. Ich genoss die Landschaft
und beachtete die kleinen Spalten, die wir überschritten kaum. Auch als die
Spalten etwas breiter wurden und ab und zu ein grosser Schritt zur Überquerung
nötig war, machte ich mir keine Gedanken über die Tiefe unter mir.
Als
nächstes lernten wir das Einrichten eines sicheren Standes. Ich hatte noch nie
Eisschrauben gesehen und war beeindruckt, wie leicht sie sich ins harte Eis
drehen lassen. Selbstverständlich prüften wir unsern Stand auf Festigkeit und
gewannen dadurch Zutrauen zum Material. Um in einer besonderen Situation kein
wertvolles Material zurückzulassen, zeigte uns Larry, wie man mit einer
Repschnur, die durch eine v-förmige Bohrung gezogen wird, ebenfalls eine ganze
Seilschaft sichern kann. Im Schnee lernten wir zudem die Sicherung mit
eingegrabenem Pickel und Bandschlinge. Es war viel von Sicherheit die Rede und
als wir dann den doppelten Flaschenzug übten, kam auch bei mir der Gedanke auf,
dass der Gletscher eben Gefahren birgt, die ernst zu nehmen sind. Auf dem
Rückweg bewegte ich mich jedenfalls bewusster und vorsichtiger und als eine
Spalte den Blick in die Tiefe freigab, dachte ich, dass es kein Vergnügen wäre,
dort unten auf Rettung zu warten.
Nach
einer kurzen Fahrt zurück über den Pass machten wir uns bereit für den Aufstieg
zur Albert-Heim-Hütte. Verschwitzt und vom Regen durchnässt erreichten wir die
Hütte und waren froh, wieder trockene Kleider anziehen zu können. Der
Hüttenwart verwöhnte uns mit einem reichhaltigen Nachtessen (Suppe, Salat,
Fondue und Dessert) und als wir vor dem Schlafengehen nochmals vor die Hütte
traten hatte es zu schneien angefangen.
Am
Morgen lag etwa fünf Zentimeter Neuschnee. Wir brachen auf, um im
ungefährlichen Gelände alles was wir am Vortag gelernt hatten, nochmals zu
üben. Die Sicherung mit Pickel und Bandschlinge machte keine Mühe aber der
doppelte Flaschenzug wollte uns nicht so recht gelingen. Geduldig und
didaktisch perfekt zeigte uns Larry nochmals die einzelnen Schritte. Es wird
aber sicher noch etliche Wiederholungen brauchen, bis ich diese Technik auch
für den Notfall beherrsche.
Eindrücklich
war auch die Übung mit richtigem und falschem Anseilen. Am kurzen, gespannten
Seil konnte ein Ausrutschen sofort gestoppt werden. Am langen, schleppenden
Seil hingegen riss ein inszenierter Absturz, auch im wenig steilen Gelände,
fast die ganze Seilschaft mit.
Nach dem Mittagessen aus dem Rucksack ging's zurück zur Hütte und nach einem „Hütten-Kaffi“ und hausgemachtem Kuchen weiter zum Auto. Von Larry sicher chauffiert erreichten wir gegen fünf Uhr am Nachmittag Zofingen.
Herzlichen
Dank an Larry und Dani für den lehrreichen und spannenden Kurs.
Heinz
Schaub