Tourenwoche 1
31. Juli – 7. August 2004


Tourenbericht   

Samstag, 31. Juli

Um 10 Uhr fahren wir in Zofingen gemütlich mit Privatautos ab Richtung Brünig-Meiringen-Guttannen. Im Bären gab es Mittagessen und da stossen auch Günter und Beat Rufibach zu uns. Vollzählig und aufgestellt machen wir uns auf den Weg in die Gelmerhütte (2’412m). Der Gelmersee leuchtet türkisblau, es ist heiss. Nach drei Stunden erreichen wir die Hütte und der Tee und das Bier tun gut!

 

Sonntag, 1.August

Um 7 Uhr ist Abmarsch hinunter zum Einstieg der Gelmerhörner. Nach fast 2 Std. beginnt der erste Teil des Aufstiegs in Bergschuhen, dann wechseln wir aber in die Kletterfinken. Es ist eine wunderbare Granitkletterei mit vielen Schuppen und um 11 Uhr erreichen wir das kleine Gelmerhorn. Gerade gross genug ist der Gipfel, sodass jeder noch knapp einen Sitzplatz hat. Für ein Gipfelfoto ist die Spitze jedoch definitv zu klein. Hier erwartet uns eine tolle Abseilstelle, wo man das Abseilen so richtig geniessen kann. Dann folgt der Aufstieg zum grossen Gelmerhorn, das wir um 12 Uhr erreichen. Jetzt  wird nur noch vom „Gelmersprung“ geredet, ein Sprung von einer Felszacke des Gipfels auf eine ca 2.5m entfernte, etwas tiefer liegende Felsplatte... Für Steffi und mich ist klar: da springen wir! Das Gefühl kurz vor dem Absprung ist schon mulmig! Links und rechts geht es 1'500 m fast senkrecht in die Tiefe. Aber es ist ein tolles Erlebnis!

Zum Abschluss der Gelmerhorntour erklettern wir dann noch die Wand, die neben der Hütte endet, die sogenannte „Schuhmacherroute“ eine schöne Reibungskletterei. Für die einen war es jedoch einfach etwas zu heiss...

 

Montag, 2.August

Um 5 Uhr gibt es Frühstück und um 5:30 Uhr marschieren wir los aufs Diechterhorn über den stark zurückgeschmolzenen Gletscher. Wir haben eine wunderbare Aussicht aufs Finsteraarhorn, Schreckhorn, Lauteraarhorn, Weisshorn und Mischabelgruppe im Morgenlicht. Leider sind wir auf dem Gipfel  um 8:30 Uhr voll eingenebelt, so dass wir nicht allzu lange dort verweilen. Um 10:15 Uhr geniessen wir schon wieder in der Hütte zurück einen feinen Kaffee. Nach 11 Uhr machen wir uns auf den Weg nach Kunzentännlen, im Auto fahren wir nach Innertkirchen zum Zmittag und dann bis zur Gletscheschlucht Rosenlaui. Die Gletscherschlucht ist ein total eindrückliches Erlebnis mit diesen gewaltigen Wasserkräften. Danach steigen wir in die Engelhornhütte auf (1’901m).

 

Dienstag, 3. August

Um 5 Uhr gibt es wieder ein nahrhaftes Frühstück und um 5:30 Uhr steigen wir gegen den Gemssattel (2542m) auf. Der Himmel sieht schon am Morgen unheimlich aus, mit Gewitterwolken bestückt. Optimistisch starten wir jedoch trotzdem da Gewitter erst im späteren Nachmittag angesagt sind. Im Gemssattel machen wir noch einmal eine Lagebesprechung und entscheiden, dass wir die Sache angehen. Nun ziehen wir die Kletterfinken an und überklettern nacheinander die Gemsspitze (2’617m), das Klein Engelhorn (2’643m), die Mittelspitze (2’633m), die Ulrichspitze (2’637m), die Gertrudspitze (2’633m) und die Vorderspitze (2’619m). Teilweise sind es doch recht happige Wände, die es da zu bewältigen gilt, um kurz darauf wieder in den nächsten Sattel abzuseilen. Der schmale Grat und beidseitig die 1'500 m steil abfallenden Wände sind nichts für schwache Nerven und für nicht Schwindelfreie. Von der Vorderspitze gibt es einen blitzartigen Abstieg im wahrsten Sinne des Wortes. Kaum auf der letzten Spitze angelangt, beginnt es nämlich zu blitzen und zu regnen! Wir stiegen hastig ein paar hundert Meter ab und warten unter einem Felsvorsprung das schlimmste ab. Im Regen und über den nassen Fels steigen wir vorsichtig über den Simelisattel ab, mussten noch dreimal abseilen und waren dann ziemlich nass... Die Kletterei war aber eindrücklich und das Panorama immer wieder atemberaubend.

 

Mittwoch, 4. August

Der Mittwoch war ein gemütlicher Tag. Wir konnten ausschlafen und um 9 Uhr machten wir uns auf den Weg zum Rosenlauistock. Wir kletterten die Westkante. Das Wetter entwickelte sich prächtig und wir konnten das Engelhörner-Panorama nochmals richtig aufsaugen. Am Mittag war auf dem Gipfel ein ausgiebiger Lunchhalt eingeplant und im Abstieg gab es eine tolle Überhangabseilstelle. Der Abend bot uns das Schauspiel eines eindrücklichen Gewitters. Von den Engelhörnern stürzten dunkelgraue Bäche zu Tal. Wir waren froh, dass wir das von der geschützten Hütte aus beobachten konnten. Im Tal unten schliesslich liess das Gewitter die volle Wucht an der Infrastruktur aus, Bäche überfluteten und Strassen wurden unpassierbar.

 

Donnerstag, 5. August

Um 8 Uhr verabschiedeten wir uns von der Engelhornhütte und wanderten in die Dossenhütte. Wir sahen die Spuren des Gewitters vom vergangenen Abend. Grosse Erdrutsche gingen ins Tal, die Strasse im Rosenlaui war verschüttet. Auch der Hüttenweg war an einigen Stellen weggeschwemmt worden. Dann der aufstieg in die Dossenhütte. Es handelt sich fast um einen Klettersteig, mit Leitern und Stahlseilen. Auch hier gelangen wir mit den ersten Tropfen in die Hütte und entgehen wieder einmal knapp einem Regenguss.

Nach dem Mittag ist das Wetter wieder klar und wir erklimmen das Dossenhorn über den Felsgrat in 2h 10m. Wir geniessen die tolle Aussicht und rekognoszieren auch den Weg der morgigen Tour, die uns ein Stück lang auf der Dossenhornroute führen wird. Beim Abstieg freuen uns auf die gemütliche Terasse mit einem kühlen Bier!

  

Freitag, 6. August

Um 3 Uhr gibt es Frühstück und um 3:40 gehen wir mit Stirnlampe, Steigeisen und Seil in die Nacht hinaus. Es soll die Königsetappe der Woche werden. Der Mond leuchtet immer wieder hinter den Wolken hervor. Das Wetter sieht unsicher aus, aber es reisst immer wieder ein wenig auf und macht uns Hoffnungen auf eine klare Sicht auf dem Gipfel. Das letzte Stück zum Wetterhorn ist infolge des wenigen Schnees doch ziemlich heikel. Immer wieder rutscht ein Teil des lockeren Gesteins unter den Schuhen weg. Um 7.50 Uhr erreichen wir das Wetterhorn (3701m) zuerst total im Nebel reisst die Decke jedoch auf und gibt uns den prächtigen Blick auf das Panorama der benachbarten Gipfel frei. Nach einer kurzen Rast der Bewunderung machen wir uns auch schon wieder auf den Weg in den Sattel hinunter. Danach die Gegensteigung und ohne grosse Mühe stehen wir um 1000 Uhr bereits auf dem Mittelhorn diesmal von der Sonne begleitet. Der Abstieg vom Mittelhorn hat jedoch seine Tücken. Er führt uns über ein sehr steiles Schneefeld von ca. 40-45° hinunter! Zu allem Übel gilt es in diesem Steilhang auch noch eine Spalte zu überwinden. Anders als mit einem mutigen Sprung darüber und einer Landung ca. 3 m weiter unten ist dieses Hindernis nicht zu überwinden. Der eine oder andere hat innerlich mutig auf 3 gezählt aber in Anbetracht der schussbereiten Kamera von Röbi sprang jeder mutig los. Während des Aufstiegs aufs Rosenhorn blicken wir nochmals zum steilen Schneefeld. Von hier sieht es noch steiler aus! Der Grat des Rosenhorns hat leider sehr viele lose Steine, da gilt es höllisch aufpassen um nicht die nachkommenden Kameraden zu gefährden. Nach dieser letzten Kletterei sind alle froh, dass wir den letzten Gipfel bezwungen haben.. Um 12.20 haben wir die drei Gipfel geschafft. Wir sind glücklich! Aber oha, der Abstieg über den Gauligletscher wird lang...der Gletscher will nicht enden und nach dem Verlassen desselben will der hüttenweg nicht enden. Aber das Wetter hält und wir werden immer wieder mit dem gewaltigen Panorama entschädigt.

In der Gaulihütte geniessen wir dann nach 12 Stunden unterwegs den letzten Hüttenabend mit einer guten Flasche Wein. Ich danke euch allen, und vor allem Beat für die gelungene Tourenwoche.

Ursula