Bei wechselhaftem und kühlen Wetter starten 6 Männer in der Obhut von 7 Frauen Richtung Lenk-Iffigenalp. Beim Hüttenanstieg werden sie nur einmal kurz geduscht, dann zeigt sich bald die Sonne. Trotzdem lockt der wunderschöne Iffigsee niemanden zum Bad. Die familienfreundlich gelegene Wildhornhütte 2303 m ist fast voll belegt mit vielen Kindern, Alpinisten und Wanderern. Die Hüttencrew meistert den Ansturm gekonnt.
Wer nachts mal raus muss, kann einen überwältigenden Sternenhimmel bewundern. Das lässt Gutes erahnen für den bevorstehenden Tag. Kurz nach der Tagwache um 4.40 Uhr gibt es keinen Strom mehr. Die Suche nach Kontaktlinsen und Schuhen im Dunkeln ist weniger romantisch als das Frühstück bei Kerzenlicht. Danach teilen wir uns auf. 6 SAC-ler in paritätischer Zusammensetzung wählen den Aufstieg über den
Wildgrat. (Nordgrat) Route 290/328
Wir kämpfen uns im schummrigen Licht der Stirnlampen durch meterdicke Finsternis. Trotz gelegentlichen Hüftschwenkern- bedingt durch die rutschige Unterlage- kommt keine Discostimmung auf. Doch schon bald erhellt das goldene Licht des neuen Tages unsere karge Umgebung. Gefrorenes Schmelzwasser, das als durchsichtiges Dekor auf dem Geröll liegt, lässt die leichten Minustemperaturen erahnen. Nach 2 Stunden erreichen wir den Silberritzepass auf ca. 2720 m Höhe. Wir geniessen die klare Luft und die Stille. Nicht einmal das sonst übliche sanfte Donnergrollen aus der biologischen Gasproduktion stört die morgendliche Ruhe. Wir stärken uns mit Köstlichkeiten aus dem Rucksack. Beim Marschtee staunen wir: Welche wundersamen Zutaten haben wohl aus warmem Bergwasser dieses süsse aber immer noch durchsichtige Labsal geschaffen? Die „sachlich-emotional“ geführte Diskussion wird jäh abgebrochen: Der Berg ruft! In 2 Seilschaften nehmen wir unter Führung von Larry den Wildgrat in Angriff. Einige ausgesetzte Stellen verlangen volle Konzentration. Wir sind froh um unser gutes Schuhwerk. Der Schwierigkeitsgrad beträgt genau 2.4667 gemäss OEU (olympische EU- Skala). Ab etwa 2900 m ist der Berg mit Neuschnee überzuckert. Weil der Untergrund teilweise brüchig ist, und der Pulverschnee die losen Steine nicht verfestigt hat, müssen wir doppelt vorsichtig sein. Wir erreichen den Gipfel wohlbehalten um 10.10 Uhr und überraschen unsere Kameraden von der Normalroute beim Sonnenbaden. (Allerdings warm eingepackt)
Etwas später starten die andern unter der Leitung von Brigitte zur Normalroute. Erst ist es noch dunkel, doch schon bald wird begeistert fotografiert. Nach einer knappen Stunde über einen interessanten Moränenrücken erreichen wir den Chilchligletscher. Einige cm Neuschnee, die trotz viel Sonne nicht matschig werden machen das Gehen zum Genuss. Den Znünihalt machen wir bereits auf der Walliserseite auf dem Glacier de Ténéhet. Bequem geht’s weiter bis unter den Gipfelaufschwung. Nach kurzem, steileren Aufstieg erreichen wir den Vorgipfel. Etwas Hochgebirgsfeeling erleben wir beim Abstieg und der Querung zum Hauptgipfel. Die Rundsicht auf die Berner- und Walliseralpen ist beeindruckend.
Nach einem zügigen Abstieg stärken wir uns kurz nach Mittag bei der Hütte. Beflügelt von einer Tour bei der alles stimmte, erreichen wir die Iffigenalp. Dort erstürmen wir die Alpkäserei. Bald erteilen die flinken Zofinger dem überforderten Käser einen Gratiskurs im Käseeinpacken und Preisberechnen. Der Durst ist zu quälend um lange anstehen zu können.
Herzlichen Dank an Brigitte und Larry für die tipptoppe Führung und Organisation! Die Fahrt mit einem Mietbus zu machen ist nachahmenswert.
Elisabeth + Walter Lustenberger.